Eindrücke aus der Ukraine

Nach all unseren Reiseberichten und – fotos ist es nun Zeit, etwas über Land und Leute zu schreiben. Ihr habt sicher bereits gemerkt, dass es uns in der Ukraine ziemlich gut gefallen hat. Hier ein paar Eindrücke, die zeigen sollen, warum das so ist. Es ist zwar schon ein Zeitchen her, dass wir in der Ukraine waren, aber leider sind wir erst jetzt dazu gekommen 🙂

  • Frisch in der Ukraine, schlendern wir durch die Kleinstadt Uzhorod auf der Suche nach etwas zu essen. Kaum aufgebrochen, erwartet uns ein liebevoller Familienbetrieb, der junge Vater bereitet im Freien vegane asiatische Köstlichkeiten zu, die Mutter hilft der Tochter bei den Hausaufgaben, der Sohn serviert das Essen. Der Koch gibt sich riesige Mühe, die Gerichte auf Englisch zu beschreiben und freut sich umso mehr, dass uns sein Essen schmeckt (und das tat es!).
  • Unterwegs auf einer Ukrainischen Landstrasse begegnet uns ein Auto mit polnischem Kennzeichen. Kurz darauf überholt uns das gleiche Fahrzeug, parkiert wenig vor uns am Strassenrand und ein junger Ukrainer steigt aus. Dieser spricht uns an, macht Selfies mit den beiden jungen Velofahrern und kann seine Freude darüber, dass wir ausgerechnet durch sein Dorf fahren, kaum in Worte fassen. Er erklärt uns, wo wir einen schönen Schlafplatz finden und postet die gemeinsamen Fotos mit uns auf Facebook. Das polnische Kennzeichen? Sei günstiger …
  • Wir sitzen im Zug und essen (wie immer). Ein älterer Herr neben uns wünscht auf französisch guten Appetit und schenkt uns zum Dessert einen Sack Guazli. Einfach so.
  • Wir halten für unseren Mittagsrast an einem Lädeli im Nirgendwo und kaufen uns zwei kühle, alkoholfreie Biere (es reicht, wenn die Autofahrer betrunken sind). Der junge Ladenbesitzer, der mit dem Auto schon in Skandinavien war, schenkt uns zwei feine Süssgebäcke dazu. Wir dürfen nichts bezahlen. Wir erzählen von unseren Reiseplänen, er staunt. Als wir aufbrechen wollen, überrascht er uns mit einem Sack voller Süssigkeiten (dass wir diese selbst weitergeschenkt haben, weiss er natürlich nicht).
  • Unterwegs kaufen wir gerne Früchte. Als wir einer alten Frau vier Zwetschgen aus dem eigenen Garten abkaufen wollen, versteht sie ‚vier Kilogramm‘. Dass wir nur gerade vier Stück wollen, findet sie dermassen herzig, dass sie uns diese einfach schenkt.
  • Da wir nicht immer mit den besten Karten ausgerüstet sind, kommt es auch einmal vor, dass wir nicht genau wissen, wo wir abbiegen müssen. So auch im kleinen Dörflein Ulhya. Mit Händen und Füssen versuchen wir einer Frau zu erklären, wo wir hinwollen. Sie ist sehr pragmatisch und ruft eine Freundin an, die Deutsch spricht. Kurzerhand wird per Telefon übersetzt. Danach schwingt sich die Frau auf ihr quietschendes Fahrrad und fährt mit uns bis zur richtigen Abzweigung. Auch beim Wandern werden wir vom Förster bis zur entscheidenden Abzweigung begleitet, damit wir ja nicht falsch weiterwandern. Als wir ihm für die ziemlich lange Begleitung etwas Trinkgeld geben wollen, wehrt er sich mit Händen und Füssen.
  • Nicht nur wir, auch Ukrainer wandern und zelten bei Regen. So treffen wir drei junge Ukrainer abends auf einem Rastplatz. Sie haben tagsüber viele Pilze gesammelt uns schenken uns ein paar davon. Am nächsten morgen machen wir uns etwas früher als die drei auf den Weg. Wir sagen tschüss, und als wir schon ein kleines Stück gegangen sind, hören wir hinter uns Schritte: Einer der Ukrainer rennt uns hinterher. Nicht, weil wir etwas vergessen hätten, sondern weil er uns seine Nummer geben will, falls wir einmal Probleme haben sollten in der Ukraine.
  • Der gemietete Yaris hat uns nicht immer nur Freude bereitet. Am ersten Morgen, ziemlich abgelegen, will er einfach nicht anspringen. Der zuständige Sixt-Mitarbeiter ist entweder noch betrunken oder am schlafen; jedenfalls keine grosse Hilfe. Doch dann fährt ein Auto vorbei. Wir halten es an, der Mann kann aber nicht helfen und fährt weiter. Zehn Minuten später kommt er zurück und ist dann doch sehr hilfsbereit und ziemlich aufgewühlt ab unserer Situation. Er will uns seine Brötli und Wasser schenken, die er dabei hatte. Auch Zigaretten bietet er uns an, weil bei dieser ganzen Aufregung braucht er selbst dringend eine. Wir lehnen beides dankend ab. Nach einiger Zeit muss er dann wirklich weiter, sagt aber, er komme zurück. Wie aus Geisterhand springt danach unser Auto an und wir düsen davon. Wir hoffen, er stehe jetzt nicht ganz entgeistert an der Stelle, an der wir waren und frage sich, ob bzw. wie wir uns in Luft aufgelöst haben.
Ein junges ukrainisches Pärchen in der typischen regionalen Tracht 🙂

2 Antworten auf „Eindrücke aus der Ukraine“

  1. So liebevoll, schön & eindrücklich, wie ihr dieses Land beschreibt! Unglaublich, diese selbstlose Freundlichkeit der Leute, da könnten die SchweizerInnen noch sehr viel lernen…
    Und die Trachtenfoto ist ja oberherzig:)!
    Weiterhin so viel Glück & alles Beste!

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